Alter Botanischer Garten Kiel

Menü

Geschichte des Alten Botanischen Gartens - Seite 1

Der Alte Botanische Garten diente der Universität Kiel von 1884–1978 als vierter Botanischer Garten und steht damit in einer langen Tradition.

Der erste Botanische Garten von 1669, ein „Hortus medicus“, wurde von dem Universalgelehrten Johann Daniel Major (1634–1693) angelegt, vier Jahre nach Gründung der Universität durch Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf. Der Herzog hatte für die Anzucht der wichtigen Arzneipflanzen ein Viertel seines Schlossparks zur Verfügung gestellt. Der Garten wurde jedoch 1684 wieder aufgegeben.

Den zweiten Botanischen Garten gründete die Medizinische Fakultät der Universität Kiel 1727 am Kloster in der Falkstraße auf einem Pachtland der Hofapotheke nahe dem Kleinen Kiel. Ein Apotheker war dort für die Pflanzenanzucht verantwortlich.

Im Jahre 1803 wurde der dritte Botanische Garten „An der Prüne“ eröffnet, am damaligen Stadtrand. Dieser von Georg Heinrich Weber (1752–1828) angelegte Garten entwickelte sich zu einem über die medizinischen Ansprüche hinausgehenden botanischen Garten mit Gewächshäusern und einem umfangreichen Pflanzenbestand. Es existiert noch heute ein Verzeichnis vom Jahre 1822 mit circa 6000 Pflanzen. Der Garten diente auch den Patienten der benachbarten Klinik als Erholungspark.

Diese ersten drei Botanischen Gärten gibt es heute nicht mehr, sie wurden nach ihrer Aufgabe überbaut.

Der vierte Botanische Garten, also der sogenannte Alte Botanische Garten an der Kieler Förde, wurde auf einem ca. 2,5 ha großen hügeligen Endmoränengelände eines älteren Landschaftsparks angelegt, den die Universität aus dem Nachlass des Kieler Unternehmers A. C. Brauer erworben hatte. Dieser hatte den Garten 1825 für seinen Sommersitz nach englischem Vorbild anlegen lassen, mit geschwungenen Wegen, schönen Baumgruppen, Rasenflächen und einem Schwanenteich.

Das Sommerhaus von Brauer diente von 1874–1885 den bedeutenden Botanikern Eichler und Engler als erstes botanisches Institut. August W. Eichler (1839-1887) entwickelte hier seine berühmten „Blütendiagramme“.

Von 1878–1884 wurde dieser Landschaftsgarten unter Adolf Engler (1844–1930) zum Botanischen Garten umgestaltet, unter Beibehaltung des alten Baumbestands und unter Berücksichtigung seiner ästhetischen Funktion als Gartenkunstwerk. Die vielfältigen Gewächse auf dem hügeligen Gelände wurden in vollständigen Familien und biologisch oder morphologisch interessanten Gattungen zusammengefasst und nach pflanzengeographischen Gesichtspunkten angelegt. (vgl. Lageplan)

Der botanische Garten war auch für die Bevölkerung öffentlich zugänglich. Er übernahm damit neben seiner wissenschaftlichen auch die von Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742–1792) formulierte sozialpolitische Aufgabe eines öffentlichen Parks und erfüllte den Anspruch des Stadtbürgers auf den Aufenthalt in schön gestalteter Natur. (Siehe -> Hirschfeld: Theorie der Gartenkunst)

1885 konnten die Botaniker in ein neues Institutsgebäude ziehen, das nach den im Berliner Kultusministerium überarbeiteten Plänen der Berliner Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden erbaut wurde. Die Errichtung des ersten Botanischen Instituts bedeutete zugleich die "Emanzipation der Botanik von der Medizin".

Auch entstand in dem Garten eine große Gewächshausanlage mit dem Topfhaus als Kernbau, wo seltene exotische Pflanzen gezüchtet und umgetopft wurden.

Das Botanische Institut wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört. Es entstand danach ein völlig veränderter Neubau. Nur das Topfhaus und das eingeschossige Hörsaalgebäude sind in Gelbstein mit Fassadenschmuck aus roten Ziegeln erhalten.

-->>> 

N.N.: Eingangstor des Botanischen Gartens der Christian-Albrechts-Universität Kiel, 1889, Sammlung des Architekturmuseums TU Berlin, Inv.-Nr. BZ-H 09,034

N.N.: Lageplan des neuen botanischen Gartens der Universität zu Kiel von 1889, Sammlung des Architekturmuseums TU Berlin, Inv.-Nr. BZ-H 09,032

Gropius & Schmieden: Botanisches Institut der Christian-Albrechts-Universität Kiel, 1884, Sammlung des Architekturmuseums TU Berlin, Inv.-Nr. 31941