Urweltmammutbaum, Chinesisches Rotholz Metasequoia glyptostroboides Hu et W.C. Cheng
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Im Alten Botanischen Garten gibt es drei Urweltmammutbäume, die sich allesamt im Bereich des unteren Teiches befinden. Der höchste von ihnen steht in der Nähe des Düsternbrooker Wegs und gilt als der älteste Urweltmammutbaum
in Deutschland und als einer der ersten auf dem europäischen Festland. Mit über 28 Meter Höhe überragt er die beiden anderen Metasequoia glyptostroboides (über 22 und 23 Meter) auf der anderen Seite der Brücke.
Natürliches Vorkommen
Metasequoia glyptostroboides ist in China heimisch, in den Provinzen Hubei und Sichuan in Bergregionen mit Mischwäldern aus immergrünen und laubabwerfenden Arten und in Höhenlagen zwischen 750 bis 1500 Meter.
Habitus
Das Chinesische Rotholz kann 30 bis 35 Meter hoch werden und ein Alter von 420 Jahren erreichen. Bei älteren Bäumen ist die Stammbasis stark verdickt, und sie weisen an ihrem Stamm tiefe Kehlungen auf. Die Äste sind weit ausladend und stehen waagerecht ab.
Jüngere Äste hingegen zeichnen sich eher durch einen hängenden Wuchs aus. Es werden Lang- und Kurztriebe gebildet.
Blätter/Nadeln
Die Blätter vom Urweltmammutbaum sind gegenständig mit 1 bis 3 cm langen hellgrünen weichen Nadeln, die in einer Ebene stehen an seitlichen Kurztrieben. Im Herbst färben sich die Nadeln rötlich bis kupferfarben und
fallen mit den Kurztrieben im Herbst als Ganzes, an den Langtrieben hingegen einzeln ab.
Blüten
Das Chinesische Rotholz ist ein einhäusiger Baum. Die männlichen Blütenknospen, die schon im Herbst fertig ausgebildet sind, hängen in bis zu 10 cm langen Rispen vorwiegend im oberen Kronenbereich und haben ein kätzchenartiges Aussehen.
Die weiblichen Blütenstände treten mit ihrer grünen Farbe eher unauffällig in Erscheinung. Sie sitzen an den Enden von Kurztrieben und sind etwa 1 cm lang. Zur Blütezeit stehen sie aufrecht und bilden Bestäubungstropfen aus, mit denen sie den Pollen aus der Luft fangen.
Zapfen
Die Zapfen sind 2 bis 2,5 cm groß, fast kugelig, erst grün, dann dunkelbraun, stehen an einem 2 bis 4 cm langen Stiel und reifen von November bis Dezember des Blütejahres. Jeder Zapfen besteht aus 11 bis 12 keilförmigen Zapfenschuppen, die sich paarweise gegenüber stehen.
Diese enthalten wiederum 5 bis 9 flache und geflügelte Samen, die verkehrt-eiförmig, ringsum geflügelt sind und in einer Reihe stehen.
Entdeckung eines lebenden Fossils
Die Entdeckung von der ausgestorben geglaubten Metasequoia glyptostroboides war eine der größten botanischen Sensationen des 20. Jahrhunderts.
Im Tertiär war diese Art auf der nördlichen Halbkugel weit verbreitet. Die ersten fossilen Nachweise stammen aus Ablagerungen der Kreide.
1941 wurde diese Gattung erstmals von dem japanischen Paläobotaniker Miki beschrieben. Er benannte sie Metasequoia („wie ein Mammutbaum“).
Zufällig im selben Jahr stieß ein chinesischer Forscher in einer unzugänglichen Bergregion bei Lichuan in der Provinz Hubei (Volksrepublik China) auf ein riesiges lebendes Exemplar dieser Art.
Ab 1943 erforschten chinesische und amerikanische Wissenschaftler das Vorkommen in den Bergen der Provinzen Sichuan und Hubei, Baumproben wurden mitgenommen und untersucht und eine Vermehrung durch Stecklinge erprobt.
H.H. Hu und W.C. Cheng stellten die Verbindung zwischen Mikis fossiler Entdeckung und den lebenden Baumproben her und versahen die Gattung Metasequoia wegen ihrer Ähnlichkeit mit der chinesischen Sumpfzypresse mit dem Zusatz „Glyptostroboides“.
1947 wurde auch in großen Mengen Saatgut gesammelt und dieses dem Arnold-Arboretum (Harvard Universität, Boston) zugesandt und von dort aus an Botanische Gärten in Amerika und Europa verteilt. Ab den 50er Jahren gelangte das Saatgut in viele Länder der Erde.
Wie kam der erste Urweltmammutbaum nach Kiel?
Seit dem Jahre 1947 wurde Metasequoia auch in England ausgesät und kultiviert, und es wurde 1948 schon von kleinen Bäumen in Kew Gardens (Royal Botanic Gardens) berichtet.
Im Jahre 1948 erhielt der damalige Technische Leiter des Botanischen Gartens Hermann Jacobsen (1898-1978) als Dank für einen Vortrag anlässlich eines Festbanketts bei der Royal Horticultural Society von der damaligen Kronprinzessin Elizabeth
höchstpersönlich ein Exemplar des Urweltmammutbaums in einem Blumentopf in Kew Gardens überreicht. Dieses mitgebrachte Exemplar wurde ein paar Jahre in den damaligen Gewächshäusern des Botanischen Gartens der Universität Kiel aufgezogen,
bevor es 1952 an den jetzigen Standort gepflanzt wurde.
Quellen:
Otto Springer (2.5.1985): Im Blumentopf von London nach Kiel, Kieler Express, Seite 3.
The Chronology of the “Living Fossil “Metasequoia Glyptostroboides” (Taxodiaceae): A Review (1943-2003), Harvard Papers in Botany, Vol. 8, No. 1, 2003, pp. 9-18.
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